Der Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) zeigt Möglichkeiten für die Umgestaltung des TV-Duells der Kanzlerkandidaten auf, um politische Debatten zu ermöglichen.
Beim TV-Duell am 3. September erstickten die handwerklichen Fehler seitens der Moderation eine mögliche Debatte. Wir sahen häufig geschlossene und lange Suggestivfragen seitens der Moderatoren. Diese zielten auf eine direkte explizite Kritik. Dies führte faktisch dazu, dass Angela Merkel und Martin Schulz ausweichend antworten mussten.
Wollten die beiden Kandidaten hingegen aufeinander eingehen, wurde dies unterbunden. Dabei sind genau dieser Widerspruch und diese Entgegnung essenziell für ein wirkliches Duell. Auch diese Interaktion wert zu schätzen kann man in Debattierclubs lernen, in denen Zwischenfragen ausdrücklich zugelassen sind und in die Bewertung besonders mit einfließt, wie sehr die Rednerinnen und Redner auf ihre Vorrednerinnen und Vorredner eingegangen sind.
Der VDCH kritisiert zudem die Abwesenheit von Publikum. Die Kontrahenten sprechen deshalb scheinbar nur zu den Moderatoren statt zu Wählerinnen und Wählern. Ebenso ist es nicht möglich, eine direkte Resonanz zu erfahren, indem man hört, was die Menschen bewegt, und nicht nur, was Journalistinnen und Journalisten thematisch umtreibt. Hier kann das Format der Offenen Parlamentarischen Debatte ein Vorbild sein, bei dem es explizit darum geht das Publikum, repräsentiert durch drei fraktionsfreie Rednerinnen und Redner zu überzeugen.
Eine Debatte lebt von der Interaktion der Debattenteilnehmer. Wenn ein Bezug aufeinander durch ein Frage-Antwort-Format nicht angelegt ist und sogar aktiv durch den Moderator verhindert wird, ist eine lebendige Debatte, die Teilnehme fordert und Zuhörer begeistert, unmöglich.
Aus unserer Sicht muss das Format überarbeitet werden, damit mehr Zuspitzung, Interaktion und wirkliche Debatte möglich werden.
Als Beispiel dafür kann das Hochschuldebattieren herangezogen werden: Hierbei werden offene Streitfragen gestellt, auf die beide Seiten eingehen. Dabei wird sowohl auf die Interaktion mit dem Publikum als auch explizit mit der Gegenseite gefordert. Dies ermöglicht direkt und lebendigere Schlagabtausche.
Über 70 Debattierclubs an Hochschulen im deutschsprachigen Raum stehen hier gerne beratend zur Seite.